Krönungskapelle

„Zur Capeln vnnsers Herrn Crönung“ in der Altstadt


Dieser Bericht wurde im Jahr 2025 von Herrn Studiendirektor und Stadtheimatpfleger a. D. Alfons Huber  für die Jubiläumsschrift
"30 Jahre Förderverein Straubinger Altstadtfreunde" verfasst.
 
Auf halber Wegstrecke der ursprünglichen Leichengasse, später Krankenhaus- bzw. Petersgasse genannten Straße, die von der Neu- in die Altstadt führt, liegt das spätmittelalterliche Kirchlein „bei vnsers Herrn Crönung“.
 
Die eigenartige Anlage mit den beiden Zugängen führt M. Sieghart darauf zurück, dass es Brauch gewesen sei, die Leichen, die man aus der Stadt zum St. Petersfriedhof geleitete, zu dieser Kapelle zu tragen, dort zum Fürbittgebete abzusetzen, ehe sie schließlich auf dem nahen  Friedhof St. Peter ihre letzte Ruhestätte fanden. Die Marianische Bürgerkongregation spendete 1714 ganze 30 Gulden, um diesen Weg, „auf dem die Toten hinaus zum Friedhof St. Peter getragen wurden, mit Kieselsteinen befestigen zu lassen“. Damit erwies sie sich, wie der Chronist hervorhebt, „gerade gegenüber sich selber als besonders wohltätig, da sie ja wusste, dass jedermann von uns diesen Weg gehen muss, und zwar mit um so größerem Heil für seine Seele, je mehr Leute die Fürbitten derer auf diesem Weg begleiten, die den Verstorbenen hinaustragen“.
Der Name dieser Kapelle leitet sich her von dem seltenen Patrocinium „ad Coronam Christi“, dem sie zum Gedächtnis an die biblische Spott- und Verhöhnungsszene Jesu mit seiner Dornenkrönung als König der Juden geweiht ist. Ihre erste Erwähnung datiert in das Jahr 1507, wo von „der neuen Kapellen“ die Rede ist, so dass man den Bau wohl mindestens ins letzte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts ansetzen könnte. Dies stützt auch ein angehängter Urkundenbrief aus dem Jahr 1486, der ein Haus „bey der neuen capellen gelegen“ erwähnt, in dem „arme  leutten wonnen, die mit der schweren krankheit malafrantzos beladen seynd“, womit es sich offenbar um eine Stiftung für sieche Kranke handelt, zu der auch ein kleiner Sakralbau gehörte. Ein 1537 angelegtes Salbuch der Stadt spricht gleichfalls von „bei vnsers Herrn Crönung der neuen Capellen“.
 
Krönungskapelle außen
„Kapelle der Bekrönung des Herrn“, erbaut Ende des 15. Jhs.
 
Wie die anderen Kapellen im Friedhof St. Peter, nämlich die Bernauer- (1436) und die Totentanzkapelle (1486) - die Liebfrauen- bzw. Heil der Kranken - Kapelle (wohl Mitte des 14. Jhdts. entstanden) ausgenommen - stammt auch sie aus dem 15. Jahrhundert.
 
Das Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1526 nennt als Provisor der dort gestifteten „Krönungsmesse“ den Geistlichen Sebastian Hebinger. Der wirkliche Pfarrer ist jedoch Johannes Kees, der als Pfarrer in Waldmünchen residierte, dem Provisor für seinen „Altargottesdienst“ acht Pfund Regensburger Pfennige abzutreten hat. Das Verleihungsrecht dieser Messe hatte indes der Pfarrer von St. Peter in Straubing. 
Der spätgotische Kirchenbau stellt sich als Ziegelbau dar, mit einem eingerückten und in der Achse etwas nach Süden vorgeschobenen dreiseitig geschlossenen Altarhaus. Die Gliederungen des Backsteinbaus sind in Kalkstein ausgeführt. An den Chorbogen schließt sich nach Westen das Langhaus an. Bezeichnenderweise weist das Kirchlein zwei Zugänge mit einander gegenüberliegenden Portalen auf. Der an der Westseite befindliche Zugang, mehr gegen die Nordostecke gesetzt, zeigt ein reich profiliertes Gewände mit einem beachtenswerten Kragsturz. Der zweite mit Steinmetzzeichen versehene Eingang liegt diesem gerade gegenüber an der Ostseite des Langhauses, neben dem südwärts vorgeschobenen Altarhaus. Die spitzbogigen, zweigeteilten Fenster ziert einfaches Maßwerk mit Pässen. Die Gewände sind abgeschrägt. Die Südseite der Kapelle zeigt östlich ein dreiteiliges Spitzbogenfenster mit Pässen im Maßwerk. In Höhe der Empore befindet sich westlich ein kleines Fenster, dessen Ausschnitt einem Spitzbogen entspricht. Gegenüber in der Nordwand sitzt ein gleichgeartetes Fenster. In dieser befindet sich ostwärts auch noch ein zweigeteiltes spitzbogisches Langfenster, das ein Maßwerk in einfachen Formen vorstellt.
 
Ob die Kapelle auch mit bunten Glasgemälden ausgestattet war, mit denen sich die Sakralräume Straubings im 15. und 16. Jahrhundert schmückten, sei dahingestellt. Eine Rechnung der hiesigen Priesterbruderschaft aus den Jahren 1521 auf 1522 listet jedenfalls auf, dass sie die Kosten „von Glas in capella corone domini“ übernahm und „16 Scheybn darein zesetzen“ ließ und dafür „XVI Pfennige“ gegeben hat. Bei der geringen Summe darf man allerdings wohl kaum an bunte Glasmalereien denken.
 
Der Chor der Kapelle ist mit einem spätgotischen Netzgewölbe überzogen. Die vier Schnittpunkte, die jeweils mittig im Gewölbe liegen, laufen in zwei bemalte Schlusssteine zusammen. Sie zeigen östlich in Anspielung auf das Patrocinium das mit Dornen gekrönte Haupt Christi, westlich den Pflug als Wappen der Stadt Straubing. Seitlich der Schnittpunkte sind zwei Tartschen angebracht, die einerseits die bayerischen Rauten, andererseits den österreichisch-babenbergischen Bindenschild mit seinem Querbalken präsentieren. Dies nimmt sicherlich Bezug auf Herzog Albrecht IV. den Weisen (reg. 1465-1508) und seine Gemahlin Kunigunde von Österreich, der Tochter Kaisers Friedrich III., die am 3. Januar 1487 Hochzeit feierten. Möglicherweise ist diese Dokumentation der Hochzeit des bayerischen Herzogs mit der österreichischen Prinzessin in Stein im Jahre 1487 als weiterer Hinweis bzw. ein Gedenken an die seinerzeitige bauliche Aufführung dieser Krönungskapelle zu sehen. Im Übrigen ist das Gewölbe des Chores ganzflächig in blau und grau mit Malereien in Maßwerk-Ornamentik überzogen. Dazwischen finden sich Engelsfiguren, die die Arma Christi vorweisen.
 
Krönungskapelle Chorgewölbe

Restauriertes Chorgewölbe

Im Westen ist die Kapelle, deren Dach mit Bibern gedeckt ist, mit einem hölzernen Dachreiterturm bekrönt, der wohl aus der Barockzeit stammt. Die Ablastung des Türmchens erfolgt über zwei Querbalken, welche auf den letzten drei Deckenbalken aufliegen. Von hier aus ist in einer vierseitigen Ständerkonstruktion mit quadratischem Grundriss der Turmschaft im Dachboden aufgeführt. Er geht mit der gleichen Grundkonstruktion über das Dach hinaus bis zu der achtseitigen Zwiebelkuppel. Diese sowie auch der vierseitige Schaft sind mit Holzschindeln beschlagen. Soweit man aus den Durchführungsöffnungen auf Glockenseile schließen kann, barg das Türmchen früher (KDM SR 1921, 301) zwei bedeutsame Glocken. Die eine trug die Inschrift: „AVS DEM FEVER BIN ICH GEFLOSSEN. GEORG DEIGNER IN STRAVBING HAT MICH GEGOSS:(en) ANNO 1644“. Die andere hat weder Inschrift noch Verzierung, stammte wohl aus dem 13. oder 14. Jahrhundert. Beide Glocken sind mittlerweile abhandengekommen. Auf ehrenwertes Bemühen und mit finanzieller Unterstützung der Altstadtfreunde konnten 1997 die dringend notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen am Zwiebelturm und an der Dachkonstruktion vorgenommen werden.
Wie bereits erwähnt, spricht die erste urkundliche Erwähnung der Kapelle aus dem Jahre 1507 von einem Stiftungsbrief des Straubinger Bürgers Jörg Lerchenfelder für die mit der „schweren Krankheit malafrantzos (Syphilis) beladenen armen Leute“, die „im Haus bey derselben neuen capelln wonnen“.
Ob anfangs hier nur Blattern behaftete oder Syphilis-Kranke untergebracht waren, lässt sich nicht eindeutig klären. Bei der „Malafrantzos“, auch Lues, Lues venerea, Lustseuche genannt, handelt es sich offensichtlich um die Syphilis. Französische Krankheit aber wird sie deshalb genannt, weil sie Söldner des französischen Königs Karl VIII. (1483-1498) bei der Rückkehr von ihrem Einfall in der italienischen Halbinsel eingeschleppt haben. Wie aus der Stiftungsurkunde des Jörg Lerchenfelder aus dem Jahre 1507 hervorgeht, war diese Lustseuche auch schon in Straubing verbreitet. Hier waren demnach die Blatternbehafteten und Syphiliskranken im Blatterhaus untergebracht. Da diese „lues venerea“ (Lustseuche) sehr ansteckend war, separierte man diese Kranken in einem Siechenhaus, das die Bewohner von der Öffentlichkeit abschirmte und nur über eine Brücke den Zugang  in die nebenan gelegene Kapelle religiöses Leben erlaubte.
 
Zu den frühesten in Wien gedruckten medizinischen Abhandlungen, erschienen in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, gehört die Studie über die französische Krankheit. Sie trägt den Titel „A Malafranczos morbo Gallorum preservatio ac cura“, also „Vorsorge und Behandlung“ dieser Krankheit. Das Titelblatt bzw. der Holzschnitt des Druckes zeigt zwei im Bett liegende Kranke, körperlich gezeichnet von luetischen Symptomen, von Syphilis bzw. den Blattern (Pocken) mit dem bläschenförmigen Hautausschlag. Zwei Ärzte, durch ihr Birett als Doctoren ausgewiesen, untersuchen sie.
 
1487 war offenbar der Bau vollendet, der dann alsbald mit dem auf der nördlichen Straßenseite gelegenen Siechenhaus vereinigt wurde, äußerlich auch durch eine Zugangsbrücke für die Kranken miteinander verbunden, wie berichtet wird. Belegt ist auch ein Anbau am Chor der Kapelle, der ursprünglich wohl als Sakristei diente, Ende des 19. Jahrhunderts allerdings wieder abgetragen wurde. Bauliche Veränderungen am und im Sakralbau wurden im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts vorgenommen.
In dieser Zeit bekam das Kirchlein wohl auch eine barocke Ausstattung, die in einigen Ansätzen noch heute ablesbar ist. Um 1600 erfolgten die hölzernen, bis heute ungefassten Einbauten im Innenraum, dazu die nur noch in Resten erhaltene Kassettendecke und die Empore. Sie war mit einer gemalten Maserierung versehen, ebenso wie die einstige Kanzel der Kirche, noch nachweisbar durch zwei Traglöcher im Mauerwerk wie durch eine Fotografie aus der Zeit um 1925. Wahrscheinlich kam die Kanzel zusammen mit dem barocken Altar in den Raum. Mit seinen kannelierten Pilastern, Säulen und dem verkröpften Gebälk ist er wahrscheinlich der Zeit um 1650 zuzuordnen. Auf der Rückseite trägt das Altarretabel das Monogramm „I.G.C.“, was wahrscheinlich auf eine seitliche Erweiterung des Altars zu dieser Zeit schließen lässt.
 
Das Gäubodenmuseum verwahrt zwei Gemälde, die über die Schutzengelkirche in dieses Depot gelangten und die beide das Thema „Dornenkrönung Christi“ zeigen. Die Frage, welches von beiden einst den Hochaltar zierte, muss offen bleiben. Bei dem einen Bild handelt es sich um ein spätbarockes Gemälde, das dem 18. Jahrhundert angehört. Das zweite Bild lässt sich wenigstens als zeitweiliges Blatt des Choraltares der Krönungskapelle identifizieren. Das im Nazarenerstil um 1840 geschaffene Bild, gleichfalls mit dem Thema „Dornenkrönung Christi“, ist durch eine fotografische Aufnahme als Altarblatt dieser Kapelle ausgewiesen.
 
Stich
Titelblatt von A Malafranczos morbo Gallorum preservatio ac Cura von Dr. Bartholomäus Stäber, Wien (ca. 1500)
 
Offenbar wurde also vor 1840 das barocke Blatt durch ein zeitgemäßes „modernes“ ersetzt, mutmaßlich durch das Nazarenerbild. Aus barocker Zeit jedoch stammt noch das schmiedeeiserne Gitter am Chorbogen. Erwähnenswert ist auch noch ein barocker Opferstock, der in der östlichen Nordwand eingemauert ist.
 
Die schriftlichen Quellen zur Geschichte der Kapelle sprudeln zwar nicht, doch lassen sich aus den Matrikelbeschreibungen der Diözese über Jahrhunderte hinweg allerhand Daten zusammentragen. Vorgezogen seien hier auch noch die Angaben zur weiteren Entwicklung des Benefiziums, die in den Matrikeln der Diözese aus den Jahren 1863 und 1916 aufgeführt werden: Eigene Dienstwohnung; Baulast: der Benefiziat, Obliegenheiten: wöchentlich 3 Messen für den Stifter; 24 Monats-, 8 Quatember- und sechs Jahresmessen. Zudem hat der Benefiziat Aushilfe im Beichtstuhl zu leisten. Das Präsentationsrecht hat der Pfarrer von St. Peter. 1916: Einkommen und Lasten; Benefiziatenhaus („zwei Minuten entfernt“), guter Zustand, Wasserleitung; 8 Zimmer; Baulast Benefiziat. Der Benefiziat ist verpflichtet, beim Spenden der Sakramente und im Beichtstuhl Aushilfe zu leisten.
 
Für das Jahr 1526 wird als Provisor der im Jahre 1516 gemachten Messstiftung für die Kapelle „außerhalb der Stadtmauern“ Sebastian Hebinger genannt. Der eigentliche Inhaber des Benefiziums aber heißt Johannes Kess, Pfarrer in Waldmünchen, der seinem Provisor acht Pfund Regensburger Pfennige bezahlt. Die nächste Diözesanvisitation aus dem Jahre 1559 vermerkt: „Die Kapelle Krönung Christi gehört zur Pfarrei (St. Peter), besitzt vier Meßgewänder und zwei vergoldete Kelche aus Silber.“
 
Die Matrikel aus dem Jahre 1600 berichtet über die „Kapelle Krönung des Herrn außerhalb der Stadtmauern“, dass das Präsentationsrecht der Pfarrer von St. Peter hat, jedoch „derzeit der Durchlauchtigste Fürst Bayerns“. Der Wert des Benefiziums wird auf zweieinhalb Pfund Pfennige 1 Gulden angesetzt. Der Ertrag liegt bei 10 Pfund 12 Pfennige, in Getreide bei eineinhalb Schaff.
 
Unter den drei Kapellen „in der alten Stadt Straubing“, wie die Matrikel von 1665 angibt, hat die Krönungskapelle „negst dem Bruderhaus“ einen Altar, der derzeit „entehrt“ ist. Dort ist ein Benefizium gestiftet, das zu drei Wochenmessen verpflichtet, derzeit aber „wegen der schmalen Einkünfte“ auf eine Wochenmesse reduziert ist. Verleiher des Benefiziums ist der Pfarrer von St. Peter. Ebendort ist auch ein „frommes Haus“, vulgo „Bruderhaus“, gestiftet, das „unter der Verwaltung des Stadtrats steht“. Die Diözesanmatrikel für die Jahre 1723/24 berichtet, dass die Krönungskapelle nur einen Altar besitzt, der dem Gedenken des dornengekrönten „Domini Salvatoris“ geweiht ist. „Geehrt“ ist er durch eine kleine wöchentliche Messstiftung, die im Jahre 1516 von Johann Pistor, Pfarrer in „Rotenberg“ (Rattenberg) gemacht wurde. Ihre Einkünfte belaufen sich auf ungefähr 30 Gulden. Als Verleiher des Benefiziums fungiert der Pfarrer von St. Peter. Als derzeitiger Inhaber des Benefiziums wird 1723/24 Herr Jakob Leittner genannt.
 
Weitere Zustiftungen, Verschreibungen, sonstige mannigfaltige Ausstattung und Förderung erfuhr die Krönungskapelle seit ihrer Erbauung durch fromme Wohltäter immer wieder. Ursula Windthier, Goldschmiedswitwe zu Straubing, verschreibt am 17. März 1574 Hanns Lang, dem Pfleger der Sondersiechen, 10 Gulden Gilt aus ihrem Zehent zu Ittling-Öbling und Moosdorf für die Krönungsmesse.
 
Altar
Blick auf den barocken Altar (ca. 1650) „im Gotteshaus unsers lieben Herrn Krönung“
 
Von ihrer ursprünglichen, doch recht stattlichen Ausstattung in der Barockzeit hat die Kapelle bis in die 1960er Jahre immer mehr verloren. Bei den 1948 anstehenden Restaurierungsmaßnahmen waren jedoch noch einige Kunstwerke vorhanden. Der Hochaltar war allerdings schon weitgehend seiner beweglichen Ausstattung beraubt. Es fehlen heute die zwei Engel, die mit drei Cherubim im Auszug auf den Voluten saßen, die beiden Assistenzfiguren, nämlich die hl. Rochus und Sebastian, neben der Kanzel auch die Kreuzigungsgruppe. Der Tabernakel befindet sich in der Kirche St. Michael, wo er während der Osterfeiertage auf dem Seitenaltar St. Marien verwendet wird. Verschwunden ist auch die Kopie des Ettaler Gnadenbildes, das von Engeln umgeben über dem formenreichen Gesims des Altares zwischen volutenförmigen Giebelstücken thronte. Das Schicksal der barocken Kreuzigungsgruppe, die sich einmal am Chorbogen befand, ist ebenso unbekannt wie das der Kanzel. Die Kapelle besaß auch einmal ein Votivbild (100 x 150 cm), das Michael Mayer, der Hofschneider des Herzogs Albrecht in Ober- und Niederbayern, im Jahre 1622 gestiftet hatte. Es stellte die Anbetung der Hl. Drei Könige dar, darunter die betende Familie. Der Kunstdenkmälerband (1921) kannte auch noch eine Holzfigur (80 cm) aus der Zeit um 1500, „Christus die Wundmale zeigend“.
 
Am 29. Januar 1583 übergibt Ursula Schwartzendorffer die von ihrem Ehevogt vermachten 100 Gulden dem Blatternhaus, damit davon 5 Gulden Ewiggeld gekauft werden. Hiervon sollen 3 Gulden dem Blatternhaus verbleiben, die beiden andern zum Jahrtag verwendet werden, am 19. Januar im Kirchl, zu der Krönung genannt, durch den Kaplan der allda gestifteten Messe oder bei Vakatur durch einen anderen Priester eine Messe gehalten werden, neben einer Predigt, wobei vor Schluss dieser Predigt des Stifters Albrecht Schwartzendorffer und seiner Angehörigen gedacht werden soll. Jeder arme Mensch im Blatternhaus, der dem Gottesdienst ganz anwohnt, Schwachheit und großes Alter entschuldigt, soll einen Kreuzer auf die Hand erhalten. Am 17. Mai 1592 stiftete Dr. Wolfgang Posch einen weiteren ewigen Jahrtag zu halten am 19. Februar, mit 50 Gulden in die Kapelle zur Krönung beim Blatternhaus, den die Stieftochter Frau Guetraterin um weitere 50 Gulden aufbesserte. Jeder arme Mensch aus dem Blatternhaus, der den Gottesdienst besucht, soll drei Kreuzer auf die Hand bekommen.
 
In einem Vergleich zwischen dem Stiftskapitel und dem Bürgermeister der Stadt einigte man sich am 16. September 1600 bezüglich der Fundation der Krönungsmesse dahingehend, dass der Pfarrer von St. Peter dem Consistorium einen Kaplan präsentiert, der „auch auf des Pfarrers Begehren in der ganzen Pfarr den Kooperatorenstand gegen des Pfarrherrn Ergötzlichkeit vertrete“.
 
Am 9. Februar 1611 stiftet Sidonia von Degenberg, geb. Colonna, „in das Gotteshaus unsers lieben Herrn Krönung bei dem Blatternhaus“ eine ewige Messe. Dafür verschaffte sie dem Blatternhaus ihren Garten samt dem dazugehörigen Haus und Stadel „zwischen den Städten“ zur Nutznießung auf Lebenszeit. Kaplan an der Krönungskapelle war damals Herr Johann Lichinger. Die Witwe Barbara Beham richtet am 20. Oktober 1615 „bei unsers Herrn Krönung“ einen ewigen Jahrtag auf, wobei der Gottesdienst alljährlich am Quatembermittwoch nach Pfingsten, dem Todestag des Ehewirts, gehalten werden soll. Zu dem Jahrtag gibt sie 50 Gulden. Dieselbe Witwe stiftet zusammen mit ihren Söhnen Hanns und Andre Hunger am 15. März 1617 einen weiteren Jahrtag, der mit 150 Gulden dotiert wird. Der Gottesdienst ist alljährlich in der Woche Andreä Apostoli zu halten. Am 2. August 1658 vereinbart die Witwe Maria Aman mit Pfarrer Heinrich Millauer mit dem Zins aus einem Kapital von 200 Gulden einen Jahrtag, der vom Pfarrer in der Woche Katharinae zu halten ist. Von den Zinsen stehen der Krönungskirche 2 Gulden und 20 Kreuzer für Beleuchtung und Ornat zu.
 
Durch Testament erhält das Gotteshaus der hl. Krönung am 15. April 1668 von Barbara Tetscherin wiederum 50 Gulden zur Errichtung einer ewigen Messe. Von dem Zins werden der Priester, der Custor oder Kellerer, die Ministranten und die Armen bedacht. Der Rest verbleibt dem Gotteshaus für Beleuchtung. Opferwein und Paramente.
 
Laut Matrikel der Diözese (1916) wurde die Kapelle 1669 neu konsekriert. Am 2. Dezember 1676 stifteten die Erben des Valentin Hofstetter 200 Gulden in die Krönungskapelle. Mit den 10 Gulden Zinsen soll am 7. März ein Jahrtag zum Gedächtnis der Hofstettereheleute gehalten werden. Unter anderem soll davon auch der Schulmeister fürs „Regalschlagen (=Orgelspiel) und Singen“ dreißig Kreuzer erhalten. Der Rest verbleibt der Kapelle für Beleuchtung und Notdurft.
 
Innenansicht
Innenansicht der Krönungskapelle nach der Restaurierung im Oktober 2023
 
Nachdem alle diese Stiftungen durch die Zeitläufte, Geldentwertungen und Währungsreformen verloren gegangen sind, gehört die Kapelle heute der armen „Vereinigten Allmosenstiftung“ der Stadt (Amtsblatt 12.4.1954 und StArchiv Straubing EAPI 1914-8), die sich um die Kapelle kümmert.
 
Im 19. Jahrhundert wurde die Kapelle von der Stadtgemeinde auch mit Inschrifttafeln ausgestattet. An der nördlichen Innenwand ist eine große Tafel angebracht, auf der die Stadt zahlreichen namentlich genannten „Wohltätern des hiesigen Stadtkrankenhauses“ ein schriftliches Denkmal setzte. Auf der gegenüberliegenden Nordseite erinnert eine eingemauerte Marmortafel an den aus Straubing stammenden wohltätigen Stiftskanoniker von Beer: „Dem Wohltäter der Armen, Herr Canonicus Friedrich von Beer, geboren am 13.8.1747, gestorben 17.Okt. 1811. Die dankbare Stadtgemeinde“.
 
Die Aufgabe und Auflösung des Siechenhauses zu Beginn des 19. Jahrhunderts brachte auch für die Krönungskapelle tiefgreifende Veränderungen mit sich. Obwohl weiterhin noch drei Wochenmessen gelesen wurden, trat die liturgische Nutzung der Kapelle immer mehr in den Hintergrund. Schließlich schlug 1867 Prior Kaestler vom Kloster der Barmherzigen Brüder auf der Suche nach einem passenden Bauplatz für ein vom Orden betriebenes Wirtshaus dem Ordinariat in Regensburg den Abbruch dieser Kapelle vor, weil sie nahe an dem Platz steht, der für ein klösterliches Schenklokal am besten passt und weil man bei Abbruch der Kapelle viel Baumaterial gewinnen könnte, das man zudem „nicht mehr hertransportieren müßte“. Ganz entschieden aber stellte sich das Ordinariat diesen Ansichten des Priors entgegen mit der Begründung, „daß die Kapelle ad Coronam Christi als ein architektonisch bedeutsames und wohlerhaltenes kirchliches Bauwerk umso weniger abgebrochen werden“ soll, als „bei demselben ein eigenes Benefizium gestiftet ist.“
 
Die Kapelle war zwar somit fürs erste gerettet, schwand aber durch die Schließung des Petersfriedhofes 1879 bald noch mehr aus dem Bewusstsein der Bürger, weil die Toten nun nicht mehr durch diese Kapelle nach St. Peter getragen wurden, sondern im allgemeinen Friedhof St. Michael bestattet wurden. Im Jahre 1889 betrieb Freiherr von Pechmann den erneuten Abriss der Kapelle, da durch die Nutzung des neuen Friedhofs die Krönungskapelle in seinen Augen zwecklos und hinfällig erschien. Auf Einspruch des Stadtpfarrers Metzler, der insbesondere die religiöse Bedeutsamkeit des Sakralraumes herausstellte, lehnte der Magistrat der Stadt wieder eine Beseitigung ab. Die Kapelle wurde aber dennoch 1892 für eine liturgische Verwendung geschlossen. Im Jahre 1905 ging schließlich die Krönungskapelle mit einem geringen Grundbesitz in den Besitz der Almosenstiftung, früher Blatternhausstiftung, über.
 
Im Laufe des 19. Jahrhunderts kam es zu mehreren baulichen Instandsetzungen, wesentliche Restaurierungen wurden jedoch nicht vorgenommen. 1912 beschränkten sich die Maßnahmen auf Malerarbeiten im Innern, außerdem wurden Putz- und Dachausbesserungen durchgeführt sowie die Fenster verglast.
 
Krönungskapelle Gewölbe Steinmetzzeichen
Steinmetzzeichen im Chorgewölbe (Foto: Thomas Rothamer)
 
Kaum 30 Jahre später stellte 1941 Oberbürgermeister Reiter erneut Überlegungen an, die Krönungskapelle niederzulegen, bis sich 1948 das Landesamt für Denkmalpflege und Generalkonservator F. Strieder für den Bau engagierte und die notwenige Restaurierung der Kapelle anregte, die zwischenzeitlich weitgehend ihrer kunsthistorischen Ausstattung beraubt worden war. Immerhin wurden damals wenigstens die spätgotischen Malereien im Gewölbe restauratorisch behandelt und konserviert. Selbst das Benefizium wurde kurzfristig mit einem Provisor besetzt. Doch schon 1959 übernahm der Pfarrer von St. Peter das Provisoriat, womit das Benefizium de facto bereits wieder aufgehoben wurde. Für das Jahr 1964 sind weitere Restaurierungsmaßnahmen im Innern belegt. Dabei wurden die Emporebrüstung und das schmiedeeiserne Gitter vor dem Chor restauriert, zudem wurden konservatorische Arbeiten am Altarblatt, Chorbogen-Kreuz, an den Engelsköpfen sowie an der Figur des hl. Johannes vorgenommen.
 
Die 1997 begonnenen Restaurierungsmaßnahmen betrafen insbesondere den wohl aus der Barockzeit stammenden Dachreiter und die Arbeiten an der Dachkonstruktion der Kapelle, wurden in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege München durchgeführt.
 
Die achtseitige Zwiebelkuppel mit ihrem quadratischen Grundriss ruht auf einer Ständerkonstruktion, die mit morschen und teils fehlenden Holzschindeln überdacht ist, was  durch das Einfliegen von Tauben zu einer gehörigen Verschmutzung und Beeinträchtigung des Dachstuhls führte. Der Turm selber, in sich senkrecht stehend, zeigte an seinen Fußpunkten, von der mauernahen Westseite abgesehen, keine Vermorschung. Der Dachstuhl des kleinen Kirchenanbaus ist intakt. Er ist mit Ziegelbibern eingedeckt. Wie man aus den Durchführungsöffnungen schließen kann, waren früher zwei Glocken in dem Turm untergebracht.
Bei den Restaurierungsmaßnahmen beteiligten sich das Landesamt für Denkmalpflege sowohl beratend wie auch finanziell mit einem merklichen Zuschuss.
Für die seit langem geplante, nun 2022 endlich in die Wege geleitete durchgreifende, auf rund 300 000,- Euro veranschlagte Innenrestaurierung der Krönungskapelle stellte der Historische Verein aus seinem Schutzengelkirche-Fonds 30 000,- Euro zur Verfügung, womit die Finanzierung dieser Maßnahme nun endgültig gesichert war.
 
Kassettendecke. Auch der Fußboden musste teils ergänzt und erneuert werden. Im übrigen wurde bei den Arbeiten am Chorgewölbe an einer Rippe ein Steinmetzzeichen entdeckt. Ein weiteres, allerdings anders gestaltetes Steinmetzzeichen ist am Eingang an der Ostseite des Langhauses neben dem verschobenen Chor zu sehen, wie der Kunstdenkmälerband Straubing festhält
 
Treppenaufgang 
Restaurierung des Treppenaufgangs zur Empore im Jahr 2022
 
Das Restaurierungskonzept umfasste vor allem das viersäulig aufgebaute, an die Wand gerückte Altarretabel, auf gemauertem und verputztem Stippes. Eine weitere Maßnahme bezog sich vor allem auf die Sanierung und Säuberung des noch vorhandenen Altargemäldes, das die „Dornenkrönung Christi“ zeigt. Weitere Restaurierungen betrafen zwei am Chorbogen angebrachte hölzerne und polychrom gefasste Konsolen, die ehemals noch die Chorbogen-Kreuzgruppe trugen. Gleichfalls saniert und ergänzt wurden die hölzerne Treppe und die arg beschädigte Kassettendecke.
Zum Abschluss der Restaurierungsmaßnahmen fand am 19. Oktober 2023 in der Krönungskapelle (Corona Spina Domini Nostri Jesu Chr.) ein kleiner Festakt statt, an dem Oberbürgermeister M. Pannermayer, Bürgermeister W. Schäfer und der Stadtheimatpfleger, der zur Geschichte der Kapelle referierte, teilnahmen.
 
Die Sicherung und den Erhalt dieses geschichtsträchtigen Denkmals, das im Laufe seiner Geschichte mehrmals substantiell bedroht und gefährdet war, dürfen sich die Altstadtfreunde, die seit vielen Jahren mit mancherlei Aktivitäten darum bemüht sind, als Verdienst anrechnen. Sie verdienen dafür nicht nur hohes Lob und Anerkennung, auch unser aller Unterstützung. 
 
Quellen und Literatur:
BayHStArchiv München, Jesuiten 120, LA 1714 (SR), p. 171. - StA Landshut, Stadt SR, A 5197, A 5245 (Stiftungsmessen 1592-1644). - M. Außermeier, Die Krönungskapelle in Straubing, in: 800 Jahre Stadt Straubing. Ein Kosmos der Geschichte und Kunst, Sonderband 6/2 Jahresbericht des Historischen Vereins für Straubing und Umgebung, hg. von A. Dietl/A. Huber, Straubing 2018, S. 97-120. - Adalbert Ebner, Aus den älteren Rechnungen der Priesterbruderschaft in Straubing, in: Ed. Wimmer, Sammelblätter zur Geschichte der Stadt Straubing, Nr. 189, S. 673-680 (Glasfenster). - W. Friedrich, Das Salbuch der Stadt Straubing von 1537, in: JHVS 99 (1997), Straubing 1998, S. 33-126. - Manfred Heim, Des Erzdechanten Gedeon Forster Matrikel des Bistums Regensburg vom Jahre 1665, BZGR Beiband 3, Regensburg 1990. - Alfons Huber, Die Krönungskapelle in der Altstadt, in: Festschrift 10. Straubinger Altstadtfest 2002, Straubing 2002, S. 12-17. – Matrikel der Diözese Regensburg, hg. von Bischof Antonius von Henle, Regensburg 1916. – G. und A. Landskron, Krönungskapelle: Voruntersuchung und Restaurierungskonzept (Ms.), Regensburg 2014. – S. Lampl, Krönungskapelle Petersgasse. Instandsetzungsmaßnahmen (Zwiebelturm, Dachwerkkonstruktion), München 1997 (LfD). - J. Lipf, Matrikel des Bisthums Regensburg, Regensburg 1863. - Mathias von Lori, Kurzgefaßte Geschichte und Beschreibung der Stadt Straubing, Straubing 1830. – F. Mader, Kunstdenkmälerband der Stadt Straubing, München 1921. – Paul Mai, Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1526, BZGR Bd. 21, Regensburg 1987. – Paul Mai, Das Bistum Regensburg in der bayerischen Visitation von 1559, BZGR Bd. 27, Regensburg 1993. - N. N. St. Peterskirche, Urmutter unserer Stadt. Petersgasse ehemaliges Domizil der Armen, Bresthaften und Gezeichneten – Krönungskapelle Vorstation zum Gottesacker, in: SR-Tagblatt vom 31.1.1959, S. 15. – N. N., Zusammenhalt macht vieles möglich, in: SR-Tagblatt vom 6.10.2020. - M. Oberneder, Chronik der Barmherzigen Brüder in Bayern, Regensburg 1970, S. 171 f. - W. Schäfer/M. Bernhard, Kunstgeschichte der Stadt Straubing, Straubing 2014, S. 77 ff. - W. Schäfer, Kleines Juwel in Straubings Altstadt, in: SR-Tagblatt vom 21.2.2019, S. 28. – W. Schäfer, Wiedergeburt eines Juwels in der Altstadt, in: SR-Tagblatt vom 5.9.2023. - Adalbert Scherl, Regesten zu Straubinger Urkunden (mit Registerband), Straubing 1988. -  Martin Sieghart, Geschichte und Beschreibung der Hauptstadt Straubing, 2. Theil, Straubing 1835. - Fridolin Solleder, Urkundenbuch der Stadt Straubing, Straubing 1918. – Josef Unterholzner, Eine Altstadt-Perle glänzt wieder, in: SR-Tagblatt vom 21.10.2023. - Hans Vicari, Die Krönungskapelle in der Altstadt, in: SR-Tagblatt vom 7.3.1988.