"Altstadtverein – das ist doch nur was für alte Leute!“

Dieser Bericht wurde 2025 von dem Vorstandsmitglied, Herrn Adrian Heimerl, für die Jubiläumsschrift
"30 Jahre Förderverein Straubinger Altstadtfreunde" verfasst.

Es ist Mitte April 2020. Ich befinde mich in meiner Kölner Zweitwohnung und habe viel Zeit. Die Coronapandemie hatte zum damaligen Zeitpunkt das Alltagsgeschehen fest im Griff. Somit hatte ich endlich Zeit ein Projekt in Angriff zu nehmen, welches ich mir schon seit langer Zeit vorgenommen habe: Die Digitalisierung des Vereinsarchives.
 
Das ganze Wohnzimmer war voller Bilder, welche darauf warteten, sortiert und digitalisiert zu werden. Meine Wohnung glich damals einer Art „Archiv“ und ich sah vor lauter Bilder meinen weißen Fliesenboden nicht mehr. Für den Weg zur Toilette oder in die Küche war gerade noch genug Platz gewesen. Hinzu kamen hunderte Minuten von Videomaterial, welche ebenfalls darauf warteten, ins digitale Zeitalter gerettet zu werden. Beim stundenlangen Durchforsten des Vereinsarchives sowie beim Sortieren und Digitalisieren der Bilder und Videos wurde mir eines sehr schnell bewusst: Die Altstadtfreunde waren ein riesiger Bestandteil meines Lebens geworden.
 
Nachdem meine Eltern zusammen mit mir und meiner jüngeren Schwester im Oktober 1994 in das alte Pfarrhaus im Friedhof St. Peter umgezogen waren, ließ es sich natürlich nicht vermeiden, dass wir bald Teil dieses - damals noch jungen - Fördervereins wurden. Von Anfang an imponierte mir der Zusammenhalt und die Verbundenheit zwischen Jung und Alt. Es faszinierte mich schon als jungen Buben zu sehen, was man mit viel ehrenamtlichen Engagement und Zusammenhalt alles auf die Beine stellen kann. Umso mehr hat es mich gefreut, dass auch ich als „junger Hupfer“ schon in das Vereinsgeschehen aktiv mit eingespannt wurde. So durfte ich im Jahr 1997 den Adventsmarkt mit einem musikalischen Beitrag gestalten. Das Altstadtfest wurde für mich nach dem Gäubodenvolksfest ein weiteres Highlight in den Sommerferien, worauf ich ebenfalls das ganze Jahr hin gefiebert hatte.
 
An die vielen schönen Erinnerungen bei den Ausflügen, Festen und anderen Vereinsaktivitäten denke ich immer wieder gerne zurück. Ein besonderer Dank gilt dem damaligen 2. Vorsitzenden, Johann „Donauhanse“ Lenz, welcher mich schon sehr früh unter seine Fittiche genommen hat und mir, trotz meines jungen Alters, viel Verantwortung zugetraut hat. So etwas prägt.
 
Als wir in der Schule einmal die Vereine vorstellen sollten, in welchen wir Mitglied sind, war ich natürlich zwischen den ganzen Fußballern, Anglern und freiwilligen Feuerwehrlern ein absoluter Exot. „Altstadtverein – das ist doch nur was für alte Leute!“ - rief ein Mitschüler aus der hinteren Reihe hervor. Nachdem ich mehr über unseren Verein erzählt hatte, und über die Spendengelder, welche seither verteilt werden konnten, zeigten sich doch viele überrascht und zollten der Sache riesigen Respekt. Im darauf folgenden Jahr war der Mitschüler übrigens selber zu Besuch am Altstadtfest.
 
Im Jahr 2014 wurde ich schließlich in die erweiterte Vorstandschaft aufgenommen. Somit hatte ich endlich die Gelegenheit meine Ideen mit einzubringen. Zusammen mit dem Vereinsmitglied Fritz Kerscher baute ich die Homepage weiter aus und sorgte dafür, dass der Förderverein auf Social Media - „Wos is jetz des scho wieda? Kost des wos?“ - aktiv wird. 2017 habe ich schließlich das Amt des Schriftführers übernommen und damit meine Vorgängerin Margit Siedersbeck abgelöst, welche das Amt jahrelang ausführte und sich ihren Ruhestand damit absolut verdient hatte.
 
Einer meiner ersten „Amtshandlungen“ war es, die Vereinspost zukünftig per E-Mail zu versenden, was ich zu diesem Zeitpunkt für mehr als überfällig befand. Man mag es kaum für möglich halten, aber das Internet war anscheinend auch noch im Jahr 2017 für das ein oder andere Vereinsmitglied ein schwarzer Vorhang, hinter dem angeblich der Teufel höchst persönlich wohnt. Als unsere Vereinshomepage Mitte der 2006 erstmals online ging, sorgte auch dies im Vorfeld bei den Mitgliederversammlungen jedes Mal für einen richtigen Showdown. Gott sei Dank haben sich die Zeiten diesbezüglich geändert.
 
14 Jahre später hätten wir unser 25-jähriges Bestehen gefeiert. Doch das Jubiläumsjahr 2020 verstummte aufgrund der Corona-Pandemie leider zum stillsten Jahr unserer bisherigen Vereinsgeschichte. Corona hatte auch uns den Stecker gezogen. Kein Stammtisch, kein Ausflug, kein Altstadtfest. Wann und vor allem wie geht es weiter? Diese Frage stellten sich die meisten unserer Mitglieder. Hinzu kam, dass zum damaligen Zeitpunkt die Nutzung unseres Festplatzes am Peterswöhrd auf der Kippe stand, da der Umbau des angrenzenden Johannes-Turmair-Gymnasiums geplant war. Weiterhin fanden sich immer weniger aktive Mitglieder, welche bereit waren, von Donnerstag bis Montag das Altstadtfest auf– und abzubauen und mitzuhelfen. Die steigenden Kosten für Musik, Leihkosten, Versicherungen sowie die zunehmende Bürokratie machten und machen das Vorhaben nicht einfacher. Für mich stand daher fest: Es muss etwas Neues her! Mir war klar, dass weniger gemeinsame Vereinsaktivitäten dazu führen würden, dass das Vereinsleben und somit auch der Verein aussterben könnte.
 
Somit habe ich 2022 die „Straubinger Altstadtklänge“ ins Leben gerufen. Ziel war es, Kultur in den Kulturgütern der Straubinger Altstadt anzubieten. Höhepunkt hierbei sollte das Schutzengel Open Air im ehemaligen Klosterhof der Schutzengelkirche werden. Erfreulicherweise war die komplette Vorstandschaft sofort auf meiner Seite und so starteten wir am  23. April 2022 das erste Frühjahrskonzert in der Schutzengelkirche, welches vom 1. Straubinger Akkordeonorchester 1973   e. V. musikalisch gestaltet wurde. Bereits im Juli 2022 folgte dann das erste Schutzengel Open Air, welches großen Anklang fand. Dabei hat es mich sehr gefreut, dass meine jahrelangen Freunde Uli Schultes samt Band „Walkin‘ The Talk“ sowie Tom Schubert alias „Mr. Soul“ ohne zu zögern zugesagt haben. Auch unsere Trachtler vom „Volkstrachtenverein Immergrün Straubing e. V.“ waren sofort zur Stelle. Im darauffolgenden September veranstaltete der Verein das erste Herbstkonzert in der Schutzengelkirche, bei welchem das Symphonische Blasorchester der Stadtkapelle Straubing die Konzertbesucher begeisterte.
 
Konzert NAWAREUM

Frühjahrskonzert 2024 im ausverkauften Gartensaal des NAWAREUM mit „accordion5“

Seither sind weitere Konzerte veranstaltet worden, wodurch mehrere tausend Euro an Spenden erzielt werden konnten. Hierfür ein großes Dankeschön an alle Musikerinnen und Musiker, welche größtenteils umsonst auftreten oder nur eine geringe Aufwandsentschädigung verlangen. Ein herzliches Vergelt‘s Gott gilt hierbei auch den Vereinsmitgliedern, welche mit Fleiß und Freude unterstützt haben. Einen besonderen Dank möchte ich hierbei unserem Ehrenmitglied Siegfried Huber aussprechen, der mit mir gemeinsam, oftmals bis spät in den Abend, Kabel verlegt hat, um die Veranstaltungsorte stimmungsvoll zu illuminieren. Wenn Siegi und ich bei einer Netzagentur arbeiten würden, dann hätten jetzt alle Haushalte einen Glasfaseranschluss - und dass deutschlandweit. Auch mein Vater, Siegmund Heimerl, stand und steht mir und dem Förderverein als handwerkliches Allroundtalent immer zur Seite.
Weiterhin freut es mich, dass sich der Förderverein jetzt auch an neuen Veranstaltungen, wie einen Dirndl– und Lederhosenball oder Weinfest probiert. Dies ist der Vorstandschaft zu verdanken, die in den letzten Jahren zu einer starken Einheit zusammengewachsen ist. Es ist schön, dass unser Ehrenvorsitzender Josef Rengsberger die Vorstandschaft stets gewinnbringend unterstützt und für neue Ideen ein offenes Ohr hat. Auch unsere ehemalige Schatzmeisterin Dorothea Rengsberger ist der neuen Vorstandschaft in der Anfangszeit mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Es freut mich auch jedes Mal aufs Neue, wenn ich unsere Mitglieder sowohl bei den Veranstaltungen als auch bei unseren Vereinsabenden treffe. Hier spürt man die jahrelangen Freundschaften sowie die Zusammengehörigkeit, welche durch den Förderverein entstanden sind und sich gefestigt haben.
 
Ein weiteres Anliegen war es mir auch, das Engagement unserer Mitglieder gebührend zu würdigen. So konnte die Vorstandschaft 2024 erstmals verdiente Mitglieder mit einer Ehrennadel auszeichnen. Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, „Dankeschön“ sagen zu dürfen.
 
Ehrennadel

Ehrennadel in Bronze und Vereinsklupperl

Den erfreulichen Angelegenheiten, wie die Verleihung einer Ehrennadel an die Mitglieder, folgen in letzter Zeit leider immer mehr Todesfälle. Aufgrund des hohen Altersdurchschnitts unseres Fördervereins liegt es in der Natur, dass der Verein davon nicht verschont bleibt. All diese ehemaligen „Altstadtfreunde“ haben den Förderverein über Jahre hinweg, zum Teil von Anfang an, maßgeblich mitgestaltet und geprägt und ich erinnere mich gerne an jeden einzelnen zurück.
 
Mittlerweile haben immer weniger junge Leute die Möglichkeit und vor allem dieses Glück, in solch einer Gemeinschaft (auf-)wachsen zu können. Dies liegt nicht nur am schwindenden Interesse an ehrenamtlichen Tätigkeiten sondern auch an einem immer größer werdenden Egoismus in unserer Gesellschaft. Oftmals zählt das eigene Wohl mehr als das der Gemeinschaft.
 
Schlussendlich wünsche ich unserem Förderverein mindestens weitere 30 Jahre, welche mit viel Spass, Engagement und Erfolg gekrönt sind. Ich möchte mich an dieser Stelle wiederholt recht herzlich bei der Vorstandschaft, bei den Mitgliedern sowie bei den Partnern und Gönnern bedanken, welche den Verein tatkräftig unterstützt haben. Weiterhin möchte ich meiner Ehefrau, meinem Sohn sowie meiner ganzen Familie danken, welche nicht nur aus beruflichen Gründen, sondern auch wegen der oft stundenlangen Vereinsarbeit auf mich verzichten müssen.
 
Die vorliegende Jubiläumsschrift soll Ihnen einen umfangreichen Einblick in unsere, noch junge, Vereinsgeschichte geben. Ein herzlicher Dank geht dabei an alle Mitwirkenden, welche mit ihren interessanten Beiträgen diese Jubiläumsschrift zusätzlich bereichert haben. Den vielen Sponsoren gilt ebenfalls ein herzliches „Vergelt‘s Gott“. Ich wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe sehr, dass sich auch zukünftig immer wieder aktive und passive Mitglieder diesem einzigartigen Verein anschließen werden, um das Schaffen und die Tradition des Fördervereins gebührend weiterzuführen.
 
Herzlichst
 
Ihr
Unterschrift Adrian Heimerl
Adrian Heimerl