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Herzenssache Altstadt - Josef Rengsberger wird heute 75

25. März 2021  - Quelle: Straubinger Tagblatt

Josef Rengsberger wird heute 75 - Foto: Monika Schneider-Stranninger

Er mag Straubing. Und noch mehr die Altstadt. Ganz sentimental. Das Stadtviertel rund um St. Peter. Das weiß, seit das Altstadtfest Anfang September eine fixe Größe im Terminkalender ist, auch der letzte Banause, der sich je das Sakrileg geleistet hat, den Stadtplatz als Altstadt zu bezeichnen. „A Hund is er scho“ sagt man anerkennend auf gut bayrisch über Menschen wie ihn: Pragmatisch, das Ohr nah an den Leuten, organisatorisch ein Ass, bestens vernetzt, lebensfroh, angenehm unkonventionell und mit dem Luxus einer eigenen Meinung. „I bin´s, der Rengsberger“, so seine klassisch unklassische Vorstellung am Telefon. Und es kommt was raus dabei. Für d´ Leut und für die Altstadt. Josef Rengsberger, ehemaliger langjähriger Mesner der Pfarrei St. Peter/Michael, Schuhmachermeister, früherer Obermeister der Schumacher-Innung, seit 2015 Ehrenvorsitzender der Altstadtfreunde und vier Perioden lang einer der bestgewählten CSU-Stadträte, hat 2020 bewusst nicht mehr um ein Mandat kandidiert und ebenso salomonisch bei den Altstadtfreunden die erste Reihe Jüngeren überlassen. Und ist für sie da, wenn sie ihn brauchen. Heute wird er 75.
 
Eine Schnapsidee ist es nicht gewesen, vor 28 Jahren, als Rengsberger mit Freunden aus der Nachbarschaft ein ganz kleines Straßenfest veranstaltet hat. Bis heute vom ersten Nagel fürs Zelt im Boden bis zur Bedienung ehrenamtlich gestemmt. Es hat sich eine generalstabsmäßig organisierte Großveranstaltung entwickelt, die sich ihre Gemütlichkeit bewahrt hat und ihren alljährlich vielen tausend Besuchern narrisch fehlt in Coronazeiten. Zur liebenswerten Schlitzohrigkeit Rengsbergers gehört, dass er gerne um Nichtpolitiker als Schirmherrn warb und wirbt, „weil bei den Politikern immer das Wetter schlecht ist“.
 
1996 kandidierte er erstmals für den Stadtrat und wurde prompt von Listenplatz 16 auf 6 gehäufelt. 2008 schaffte er es von Listenplatz 6 auf 2, gleich nach Markus Pannermayr. Und 2014 von Listenplatz 9 auf 3. 2020 hat er sich fürs kommunalpolitische Austragsstüberl entschieden. Mit derselben Entschlossenheit, wie er sich 24 Jahre davor vorgenommen hatte, Stadtrat zu werden. Als er sich bei der Aufstellung der CSU-Liste für den Kommunalwahlkampf 1996 in der Versammlung vorstellte, hat er sich gewünscht, dass er seinen 50. Geburtstag als Stadtrat feiern darf. Er durfte. 2014 wurde er für 18 Jahre Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung geehrt. Seine Verabschiedung aus dem Stadtrat steht noch aus - da geht es ihm wie den anderen Ausscheidern 2020. Der Coronakrise geschuldet.
 
Der Schuhmacher kann schon von Berufswegen nachfühlen, wo die Leute der Schuh drückt. Und kaum eine Sorge schien ihm zu nichtig. Vom fehlenden Zebrastreifen bis zur Einbahnstraße. Dann brachte er das zur Sprache. In der Altstadt ist er eine Institution. Der vierfache Vater kann für die gemeinsame Sache auf eine wie Pech und Schwefel zusammenhaltende Familie und seit 50 Jahren auf Ehefrau Dorle als Fels in der Brandung bauen. In zweiter Generation war er 30 Jahre (!) lang Mesner von St. Peter, hat dadurch viele Altstädter an Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen begleitet.
 
Straubingerinnen, die sich Schuhe gönnen, die nicht nur für eine Saison gemacht sind, verbinden mit ihm (und dem Sohn, der in seine beruflichen Fußstapfen getreten ist) den Vertreter einer selten gewordenen Zunft, der in seiner Werkstatt jeden noch so kopfsteinpflaster-geschädigten Pfennigabsatz wie neu aussehen lässt.
 
Vor allem aber verbinden die Straubinger Josef Rengsberger mit dem Altstadtfest. Zwei Jahrzehnte hat er es federführend organisiert und greift - wenn nicht gerade ein Lockdown daran hindert - der heutigen Vereinsvorsitzenden der Altstadtfreunde, Eva Siedersbeck, mit seiner Erfahrung, seinen Kontakten und als Motivator für Dutzende Ehrenamtliche unter die Arme.
 
Der Verein hat der Altstadt viel zurückgegeben, denn der Erlös aus dem alljährlichen Festwochenende und dem vielfach veranstalteten romantischen Adventsmarkt rund um St. Peter fließt Kulturdenkmälern wie der Basilika St. Peter samt Friedhof und vor allem der Schutzengelkirche zu. Die Alstadtfreunde waren im Boot bei der einzigartigen Schutzengelhilfe des verstorbenen Vereinsmitglieds Lutz Burgmayer. Eine inzwischen sechsstellige Summe wurde zum Erhalt dieses Kleinods beigesteuert und auch soziale und weitere kulturhistorische Adressaten nicht vergessen. Und wie man Josef Rengsberger kennt, sind seine Ärmel auch mit 75 hochgekrempelt als Netzwerker für seine Altstadt und ihre Kulturdenkmäler.

 

Monika Schneider-Stranninger